Website von Prof. Dr. Frithjof Trapp

Die deutschsprachige Literatur im 20. Jahrhundert wird von einem zentralen Geschehen dominiert: den Auswirkungen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik 1933-1945. Diese Politik zielte – obwohl sie mit spektakulären Aktionen gegen prominente Repräsentanten des literarischen Lebens eingeleitet wurde – in erster Linie keineswegs auf die Literatur und das literarische System ab, sondern richtete sich auf andere Ziele: auf Krieg und militärische Eroberung. Aber die Eingriffe, die Teil dieser Politik waren, hatten im Bereich der Literatur immense Folgen, und die menschenverachtenden Zielsetzungen, nach denen die nationalsozialistische Politik verfuhr, lasten, weil die deutsche Gesellschaft Träger dieser Politik war und an ihrem Vollzug beteiligt, diese Beteiligung jedoch jahrzehntelang verdrängt hat, auf der Nachkriegsgesellschaft als schwere Hypothek.

 

Aus: Rassismus, Zwangsmigration und Holocaust.

Die deutschsprachige Exilliteratur 1933-1945 und ihr Umfeld.

Kap. 1: Das Untersuchungsfeld – Inkohärenzen und Brüche